Das Violinkonzert D-Dur op. 77 von Johannes Brahms kann mit Fug und Recht als eines der bemerkenswertesten Violinkonzerte der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bezeichnet werden. Dieser Status kommt ihm deswegen zu, da sich Brahms mit diesem demonstrativ gegen die Tradition der Werke von Geigenakrobaten wie Niccolò Paganini oder Pablo de Sarasate, aber auch der Violinkonzerte Mendelssohns oder Beethovens stellte. Er betrachtete diese Gattung vom symphonischen Standpunkt aus und strebte die perfekte Ergänzung des Orchesters mit dem Solisten an. Außerdem strotzt es vor technischen Höchstschwierigkeiten, die schon Joseph Joachim, Geigenlegende und enger Freund von Brahms, kurz vor der Uraufführung bedenklich stimmten. Sich in diesem Werk gegen das große Orchester zu behaupten, ist nicht immer einfach, mitunter sogar ein Kampf, findet auch der Solist Frank-Peter Zimmermann. Aber genau darin liegt der Reiz des Stückes, im gegenseitigen Geben und Nehmen, im Zuhören und wechselseitigen Steigern der Wirkung. Erst recht, wenn dies, wie am 17. April 2015, mit einem Klangkörper wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung des damaligen Chefdirigenten Mariss Jansons geschieht.
BR-Klassik Im TV wurde auf BR ausgestrahlt am Dienstag 4 Juni 2024, 00:40 Uhr.