Ende Juli 2024 blickt die ganze Welt auf einen kleinen Ort in der Oberlausitz. Herrnhut steht in diesen Tagen im Rampenlicht des UNESCO-Welterbekomitees. Nun wird sich entscheiden, ob die Herrnhuter Brüdergemeine als eine von drei Siedlungen der Herrnhuter Brüder-Unität in die Welterbeliste aufgenommen wird und damit zu den wichtigsten "Kulturerbestätten von außergewöhnlichem universellem Wert für die gesamte Weltgemeinschaft" gehört.
Glaubensflüchtlinge aus Böhmen und Mähren waren es, die im Jahr 1722 in Herrnhut die Urzelle ihrer christlichen Gemeinschaft gründeten. Weltoffen wollten die Gründermütter und -väter der Brüdergemeine sein und nie vergessen, dass sie selbst Flüchtlinge und Ausgestoßene waren, die keiner haben wollte.
Es ist eine spannende Zeit, nicht nur für die Mitglieder der Brüdergemeine der kleinen Stadt in Ostsachsen, sondern für jeden der rund sechstausend Einwohner. Hoffen und Bangen liegen bei den Herrnhutern von Beginn der UNESCO-Bewerbung an dicht beieinander. Was, wenn sich die Organisation der Vereinten Nationen gegen Herrnhut entscheidet? Was, wenn sie mit Auflagen auf "on hold" also auf die Warteliste gesetzt werden? Manch einem im Ort würde das sogar gefallen. Denn es gibt auch die Befürchtung, dass Herrnhut zu einem Ausflugsziel für zu viele Touristen aus aller Welt wird. "Wir wollen nicht in einem Museum leben", sagt Pfarrer Peter Vogt und nennt als abschreckende Beispiele Hallstatt in Österreich und Venedig.
Der Film zeichnet den Weg der Bewerbung und die Gefühlslage der Menschen in Herrnhut nach. Er zeigt, wie die Herrnhuter stolz oder auch unsicher abwägen, was sie mitbringen, um als Kulturerbestätte von Weltrang gesehen zu werden. Das kleine Herrnhut in Sachsen im Verbund mit der Welt, mit offenem Geist und offenen Herzen.
MDR Dok wurde auf MDR ausgestrahlt am Samstag 27 Juli 2024, 18:15 Uhr.