Ein Film von Dirk Schneider
Der ehemalige Chefpilot der Lufthansa, Jürgen Raps, erinnert sich noch immer genau an den 10. August 1989, als er einen spektakulären Auftrag hat. Doch Chefpilot Raps wundert sich, denn er kann nicht den kürzesten Weg wählen. Die innerdeutsche Grenze darf nicht überflogen werden, so haben es die Alliierten vereinbart. Deshalb muss er einen riesigen Umweg über Bayern, Tschechien und Dresden fliegen - um mit seiner Maschine LH 6010 aus Frankfurt/Main kommend in Leipzig zu landen. Es ist der erste Lufthansa Linien-Flug in den Osten und Auftakt der ersten regulären deutsch-deutschen Linienflugverbindung seit dem 2. Weltkrieg.
Zu diesem Zeitpunkt ahnt noch niemand, dass das bald Geschichte sein wird und der Airport Leipzig-Halle sich zu einem der größten Frachtflughäfen Europas entwickeln wird. Und, was kaum bekannt ist: Er ist heute Standort der größten Frachtflug-Gesellschaft Europas, mit mehr als 40 Fliegern und über 250 Piloten. Der globale Handel wächst, und der Airport ist mittendrin. Eine halbe Milliarde Euro wollen Flughafen und der Kurierriese DHL in den nächsten Jahren in Leipzig-Halle investieren.
Undenkbar, vor 30 Jahren, Ende der 1980er, als Leipzig ein kleiner Provinzflughafen war. Doch gleichzeitig war dieser stille Flughafen immer ein Spiegel großer Weltpolitik - und ein Scharnier zwischen Ost und West. Schon davor, 1972 landet in Leipzig überhaupt die erste westdeutsche Maschine, eine CONDOR auf DDR-Boden. Der Anlass: Die Leipziger Messe. Die berühmte Messe, diese Ost-West-Drehscheibe, war es auch, die den Flughafen zu DDR-Zeiten am Leben gehalten hat. Wegen der Leipziger Messe fliegt im März 1986 erstmals der legendäre Überschallflieger - die Concorde - nach Leipzig. Auf keinem anderen Flughafen Deutschlands ist die Concorde so oft zu Gast. Als sie zu ihrem ersten Landeanflug ansetzt, stehen etwa 30.000 Leipziger am Flughafen, um sie zu bestaunen.
Deshalb sind die Erwartungen an den Flughafen hoch nach der Wende. Nico Tenius arbeitet seit Anfang der 1990er auf dem Frachtterminal. Um diese Zeit steht die Zukunft der ostdeutschen Wirtschaft in den Sternen, deshalb ist er vor dem Absprung in den Westen. Doch der Umzug der Europabasis von Brüssel nach Leipzig ändert alles: Heute ist der Flughafen der zweitgrößte Frachtflughafen Deutschlands - und Nico Tenius einer der wichtigsten Männer der DHL-Fluggesellschaft.
Auch Gabi Pokrandt arbeitet seit nunmehr 40 Jahren auf dem Flughafen Leipzig-Halle. Sie hat 1980 hier begonnen, damals noch bei der Interflug. Heute betreut sie die Cargo-Kunden des Flughafens, auch die Russen und Ukrainer mit ihren gigantischen Antonow 124 und den Boeing 747.
Im Film "LEJ exklusiv: Der Flughafen Leipzig-Halle" erzählen Nico Tenius und Gabi Pokrandt von ihren spannenden Karrieren auf dem Flughafen. Und Peter Riech erzählt, wie er als Interflug-Vertreter die Flüge der Concorde nach Leipzig eingefädelt hat.
MDR Dok wurde auf MDR ausgestrahlt am Dienstag 30 Juli 2024, 20:15 Uhr.